Sie haben einen für Krankenkassenchefs recht ungewöhnlichen Lebenslauf: Forschung, Strategieberatung, Techunternehmen und Telekommunikation. Was hat Sie am Gesundheitswesen gereizt?

Der technologische Wandel und die Digitalisierung sind auch im Gesundheitswesen längst angekommen – das hat die Branche und Sanitas bereits stark verändert und wird sie in Zukunft noch stärker verändern. Da eine Rolle zu spielen, finde ich persönlich faszinierend. 

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Zur Person

Andreas Schönenberger ist seit 2019 CEO der Sanitas Gruppe, für die er bereits von 2015 bis 2019 im Verwaltungsrat aktiv war. 

Profitieren Sie dabei von Ihren bisherigen Erfahrungen?

Absolut. Ich konnte in verschiedenen Industrien und unterschiedlichen Positionen wertvolle Erfahrungen sammeln. Aus meiner Zeit bei Google ist mir beispielsweise die Begeisterung für die IT und etwas völlig Neues zu schaffen geblieben. Aber ich habe auf meinem Berufsweg auch an Wachstumsthemen gearbeitet oder Turnarounds vollzogen. Schon während meines Physikstudiums hat es mich fasziniert, den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen und sie zu verstehen. Das kann ich in meiner jetzigen Funktion bei Sanitas sehr gut einbringen, was mir zusammen im Team viel Spass macht. Wir haben in den letzten Jahren sehr viele Sachen angestossen und verändert – und gerade in Bezug auf Technologie und Digitalisierung grosse Fortschritte gemacht. Aber nicht nur dort, sondern auch im Hinblick darauf, wie wir als Unterstützerin und Gesundheitspartnerin für unsere Kundinnen und Kunden agieren. Und mit Blick auf unsere Unternehmenskultur haben wir die Art und Weise, wie wir miteinander arbeiten, verändert. Wir haben einen Open-Space-Flex-Desk sowie eine sehr liberale Home-Office-Policy, bei der wir bei den Mitarbeitenden auf viel Eigenverantwortung setzen – und durch die wir andererseits ein hohes Commitment von ihnen erhalten. 

HZ Insurance Health Summit 24

Gesundheit ist bekanntlich das höchste Gut. Das lassen wir uns aber auch einiges kosten, was viele Herausforderungen für die Marktplayer mit sich bringt. 

Welche das sind, erfahren Sie hautnah und topaktuell am neuen C-Level Event für den Gesundheitssektor: Der HZ Insurance Health Summit 24 checkt am 4. Juli im Widder Hotel in Zürich unter dem Motto «Fit für die Zukunft. Das Gesundheitssystem der Schweiz im Wandel» den Puls der Branche. Hochkarätige Gäste und Expertinnen und Experten drehen das Scheinwerferlicht auf die drängendsten Themen. Welche Lösungswege gibt es, wo besteht Optimierungspotenzial? Und was haben die Patienten davon? Sichern Sie sich ein Ticket und diskutieren Sie mit! 

Hier geht’s zum Programm und zur Anmeldung. Wir freuen uns auf Sie.

Sind Sie in Bezug auf Digitalisierung schon dort, wo Sie mit Sanitas sein wollen?

Wir sind schon einen sehr guten Schritt vorangekommen und haben bereits früh auf eine völlig neue IT-Architektur und Cloud-Lösungen gesetzt. Deshalb können wir jetzt mit den neuesten Technologien und Tools arbeiten. Das hat sich bewährt. Für uns ist es im Hinblick auf unsere Weiterentwicklung wichtig, dass wir stetig dranbleiben. Mit unserer agilen Arbeitsweise und der modernen Organisationsform in der IT gelingt es uns darüber hinaus ganz gut, ehrgeizige Tech-Talente anzuziehen. Darauf sind wir stolz. 

Wir wollen den Versicherten einen einfachen Zugang zu unseren Leistungen geben.

Was haben die Kundinnen und die Kunden davon? 

Kundenzufriedenheit ist für uns extrem wichtig. Deshalb legen wir einen starken Fokus auf die Customer Convenience, um die Interaktionen und Transaktionen für unsere Kundinnen und Kunden so einfach und angenehm wie möglich zu gestalten. Das gilt in der Produktentwicklung, im Produktmanagement, in der Kundenberatung sowie im gesamten Feld der Digitalisierung. Wir wollen den Versicherten einen einfachen Zugang zu unseren Leistungen geben – zum Beispiel über unsere digitalen Health Services – und ihnen bei Problemstellungen schnell helfen. Auch der Abrechnungsprozess über unser Kundenportal ist digital und sehr einfach gestaltet. Wir positionieren uns ganz klar als Qualitätsanbieterin, die eine führende Rolle bei innovativen Produkten und digitalen Services einnimmt. 

Wie sieht es mit dem Einsatz der Künstlichen Intelligenz aus?

Zunächst einmal: KI ist einerseits ein Megatrend, der in vielen Bereichen Einzug halten und die Welt ähnlich wie das Internet nachhaltig verändern wird. Für uns als Krankenversicherung hat der Datenschutz allerdings höchste Priorität. Deshalb sind unsere Möglichkeiten, künstliche Intelligenz einzusetzen, im Vergleich zu anderen Branchen notwendigerweise etwas eingeschränkter. Trotzdem ist es für uns natürlich ein sehr wichtiges und relevantes Thema und wir sind dabei, uns verschiedene Bereiche anzuschauen, wo KI angewendet werden kann. Dabei geht es vor allem um Prozesse, die durch Automatisierung vereinfacht und effizienter gestaltet werden können. Wie viele andere auch stehen wir da aber noch am Anfang und müssen Erfahrungen sammeln – die wir aufgrund unserer agilen Arbeitsweise dann aber schnell implementieren und umsetzen können. 

KI ist ein Megatrend, der in vielen Bereichen Einzug halten und die Welt ähnlich wie das Internet nachhaltig verändern wird.

Blicken wir auf das Geschäft. Wie zufrieden sind Sie mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr? 

Ich bin zufrieden mit dem vergangenen Jahr, wir konnten uns gut behaupten und unsere Kundenbasis um rund 40’000 Kundinnen und Kunden erweitern, sowohl in der Grundversicherung als auch in der Zusatzversicherung sind wir gewachsen. Aber auch mit dem versicherungstechnischen Ergebnis respektive dem Gewinn von über 38 Millionen Franken können wir zufrieden sein. Als Stiftung sind wir zwar nicht gewinnorientiert, trotzdem ist es wichtig, dass wir gut arbeiten und das Unternehmen langfristig auf ein solides finanzielles Fundament stellen. Das ist uns mit Blick auf die Solvenz bislang gut gelungen, was mich sehr positiv für die Zukunft stimmt. Was das Wachstum anbelangt: Unser Ziel ist es, auf kontinuierliches Wachstum zu setzen. Stabilität und Langfristigkeit haben für uns einen sehr hohen Stellenwert.

Stabilität und Langfristigkeit haben für uns einen sehr hohen Stellenwert.

Sanitas setzt wie die Mitbewerber sehr stark auf Zusatzversicherungen. Wie können Sie sich da unterscheiden? 

Grundsätzlich ist es uns wichtig, dass wir sowohl in der Grundversicherung als auch in der Zusatzversicherung eine verlässliche Anbieterin für unsere Kundinnen und Kunden sind. In der Zusatzversicherung wollen wir insbesondere Deckungen und Dienstleistungen anbieten, die in der Grundversicherung nicht abgedeckt sind und die den modernen Bedürfnissen entsprechen. Deshalb haben wir mit Vital beispielsweise eine neue ambulante Zusatzversicherung lanciert, bei der die Versicherten selbst entscheiden können, welche Versicherungsstufe zu ihrem Lebensstil und zu ihrem Budget passt. Und wir waren und sind immer noch die erste Krankenversicherung in der Schweiz, die individuelle Prämienzusätze (IPZ) einführen wird. Dank dieser können Versicherte trotz gesundheitlicher Vorbelastung von den Leistungen profitieren – ohne Vorbehalt. Dieses Risk-based-Pricing ist für mich eine der grössten Innovationen im Zusatzversicherungsgeschäft der letzten Jahre. Dieser innovative Ansatz macht den Unterschied.

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In ein paar Wochen entscheidet das Wahlvolk über die beiden Vorlagen zur Deckelung der Gesundheitskosten. Wie ist Ihre Sicht darauf? 

Nun, mit der Prämienentlastungs-Initiative wird meiner Meinung nach das Kostenproblem für das Gesundheitssystem nicht gelöst. Bei der Kostenbremse schwingt die Angst mit, dass es zu Limitierungen kommt. Aber das eigentliche Problem wird auch damit nicht gelöst. Ich persönlich denke, dass mit einer langfristigen Sicht an das Gesundheitswesen herangegangen werden muss. Alle Beteiligten müssen sich fragen, ob sie wirklich bereit sind, fundamental etwas zu verändern. Und wenn die Bereitschaft da ist, müssten die erforderlichen Veränderungen zuerst auf der Nachfrageseite angestossen werden. Das würde allerdings verschiedene Voraussetzungen bedingen wie Transparenz, mehr Eigenverantwortung, Optimierung der Infrastruktur, Vermeidung von Fehlanreizen und mehr Digitalisierung. Ein Beispiel zur Eigenverantwortung: In der Schweiz haben wir im weltweiten Vergleich eine ausgezeichnete Zahngesundheit, obwohl wir Zahnarztbesuche weitgehend selber bezahlen. Warum? Vereinfacht gesagt, weil wir von klein auf gelernt haben, immer ordentlich die Zähne zu putzen (Prävention) und bei Problemen zeitnah zahnärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Weil wir die Kosten selber bezahlen müssen, machen wir nur so viel wie notwendig respektive wie viel uns Verschönerungen wert sind. Warum ist diese Eigenverantwortung nicht auch in anderen Bereichen des Gesundheitswesens möglich? Es fehlt die Transparenz, teilweise auch die Gesundheitskompetenz, und es gibt sehr viele Partikularinteressen, die der Kosteneffizienz entgegenwirken. Zudem sind die Erwartungen an die Leistungserbringer extrem hoch und es werden zu viele medizinische Leistungen in Anspruch genommen. Dabei hätten wir es mit mehr Eigenverantwortung bereits jetzt selbst in der Hand, unnötige Kosten zu vermeiden. Das sollten wir uns alle zu Herzen nehmen.