An der Generalversammlung in Basel haben die Aktionärinnen und Aktionäre der Grossbank UBS am Mittwoch in einer Konsultativabstimmung dem Vergütungsbericht 2023 mit klarer Mehrheit zugestimmt. Vor allem der hohe Lohn von CEO Sergio Ermotti führte allerdings zu zahlreichen kritischen Voten. Aber auch Fragen zu Umwelt- und Klimafragen nahmen grossen Raum ein.

Der Antrag des Verwaltungsrats, den Vergütungsbericht 2023 in einer Konsultativabstimmung zu bestätigen, wurde von den UBS-Aktionären mit 83,5 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Noch offen waren zunächst weitere Vergütungstraktanden, die im Verlauf der Veranstaltung folgen sollten.

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Kritik an Millionen-Salär 

Vom hohen Lohn von CEO Sergio Ermotti, der für seine neunmonatige Amtszeit insgesamt Vergütungen von 14,4 Millionen Franken einstreicht, zeigten sich viele Aktionärinnen und Aktionäre befremdet. «Die Lohn- und Boni-Exzesse gehen munter weiter», so ein Kleinaktionär. Der Vertreter der Aktionärsvereinigung Actares warf dem Verwaltungsrat vor, mit einer solchen Entlöhnung einen Reputations- und Vertrauensverlust in Kauf zu nehmen.

Der Vertreter der Aktionärsvereinigung Ethos verwies zudem auch auf die Anpassung der Messgrössen für die Erreichung der Boni-Ziele. Laut Medienberichten der vergangenen Wochen könnte die Gesamtvergütung 2023 von CEO Ermotti wegen dieser Anpassungen unter Umständen gar auf bis zu 20,5 Millionen Franken ansteigen. Die UBS müsse künftig klar kommunizieren, wie hoch die Boni für Geschäftsleitung ausfallen würden, so der Ethos-Vertreter.

«Er hat den schwierigsten Job in der Bankenindustrie weltweit» 

VR-Präsident Colm Kelleher verteidigte die Entlöhnung des CEO dagegen. Der Verwaltungsrat anerkenne damit die «hervorragende Leistung» des CEO. «Er hat den schwierigsten Job in der Bankenindustrie weltweit», findet Kelleher. «Und er liefert ab!» Innert weniger Monate habe es Ermotti geschafft, die CS zu stabilisieren – «und damit auch die Schweiz als Finanzzentrum», so Kelleher.

Colm Kelleher, Praesident des Verwaltungsrates der Schweizer Bank UBS, waehrend der Generalversammlung der UBS Group AG in Basel, am Mittwoch, 24. April 2024. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) .

Rechtfertigt in Basel den Lohn von CEO Ermotti: UBS-Präsident Colm Kelleher an der Generalversammlung.

Quelle: Keystone

Er und der gesamte Verwaltungsrat seien daher davon überzeugt, dass Ermotti 10 Prozent mehr Lohn verdient habe als sein Vorgänger Ralph Hamers. Dieser hatte für das Geschäftsjahr 2022 noch 12,6 Millionen Franken verdient. 

«Wir werden nie bezahlen wie die US-Banken», sagt Kelleher. «Aber wir müssen wettbewerbsfähig sein.»

Nachhaltigkeitsvoten

In einer Konsultativabstimmung hiessen die Aktionäre auch den Nachhaltigkeitsbericht der Bank mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 93,4 Prozent gut. Verwaltungsratspräsident Kelleher verwies in seinen Voten auf die seines Erachtens ambitionierten Nachhaltigkeitsziele der Bank.

Die Klima- und Nachhaltigkeitspolitik der Grossbank stand im Mittelpunkt vieler Voten. Zwar habe sich die UBS zu einem Netto-Null-Ziel verpflichtet, unterstütze aber gleichzeitig Unternehmen, deren Geschäftsmodelle nicht mit diesen Zielen vereinbar seien, kritisierte etwa ein Vertreter der Umweltorganisation Greenpeace, die auch vor dem Versammlungsort auf sich aufmerksam machte. Eine Aktivistin aus den Philippinen etwa warf der Bank vor, zur Umweltverschmutzung in ihrem Land beizutragen.

Lagebericht klar gut geheissen

Die Aktionärinnen und Aktionäre genehmigten zudem den Lagerbericht sowie die Konzern- und die Jahresrechnung der UBS Gruppe mit 99,2 Prozent und die Dividendenausschüttung mit 99,4 Prozent Ja-Stimmen.

Anwesend an der Generalversammlung in der St. Jakobshalle in Basel waren laut den Angaben insgesamt 1538 Aktionärinnen und Aktionäre sowie die unabhängige Stimmrechtsvertreterin. Insgesamt vertraten diese 77,99 Prozent aller stimmberechtigten Aktien respektive 1,95 Milliarden Aktienstimmen. Von diesen wurden allerdings 1,94 Milliarden durch die unabhängige Stimmrechtsvertreterin repräsentiert.

Sorge über weitere Kapitalanforderungen

Zu Beginn der Generalversammlung wehrte sich die UBS sich gegen die drohenden strengeren Kapitalanforderungen in der Schweiz. «Wir sind ernsthaft besorgt über einige der Diskussionen im Zusammenhang mit zusätzlichen Kapitalanforderungen», erklärte Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher laut Redetext am Mittwoch auf der Aktionärsversammlung. «Zusätzliches Kapital ist das falsche Mittel.»

Vor zwei Wochen hatte die Regierung einen 339-seitigen Bericht zum sogenannten «Too Big To Fail»-Regelwerk mit 22 Massnahmen veröffentlicht, die den Schweizer Finanzplatz und insbesondere die UBS krisenfester machen sollen. So fordert das Finanzministerium dickere Kapitalpuffer. Finanzministerin Karin Keller-Sutter stufte später Schätzungen als zutreffend ein, wonach die UBS über die Zeit weitere 15 bis 25 Milliarden Dollar an Kapital benötigen könnte. Ein abschliessender Entscheid der Schweizer Politik zu den Kapitalvorgaben dürfte aber frühestens im kommenden Jahr fallen.

UBS hält an milliardenschweren Ausschüttungsplänen fest

Kelleher verwies auf den Konkurrenzkampf unter den Finanzzentren der Welt. Die Schweizer Aufsichtsbehörden und der Finanzplatz müssten sich mit einer pragmatischen Politik an den Besten messen. Die Regulierungspolitik müsse gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten. «Mit anderen Worten: Die Regulierung der Schweiz muss sich weitgehend an globalen Standards orientieren»

Trotz der möglichen Verschärfung der Kapitalanforderungen hält die UBS an den milliardenschweren Ausschüttungsplänen an die Eigner fest. Das Institut wolle die Aktienrückkäufe wieder aufnehmen und im zweiten Halbjahr 2024 voraussichtlich eigene Titel für bis zu eine Milliarde Dollar zurückkaufen. Für das Geschäftsjahr 2024 peilt die UBS eine Erhöhung der Dividende pro Aktie im mittleren Zehnprozentbereich an. «Unser Ziel ist, dass unsere gesamten Kapitalausschüttungen bis 2026 das Niveau von vor der Übernahme übertreffen werden», erklärte Kelleher.

Sergio Ermotti: CS-Integration ist «Marathon, kein Sprint»

UBS-CEO Sergio Ermotti sieht bereits «viele Fortschritte» bei der Integration der Credit Suisse in die UBS. Es brauche aber noch bedeutende Restrukturierungsmassnahmen und Optimierungen, bevor die Grossbank die Vorteile des Zusammenschlusses voll ausschöpfen könne, sagte Ermotti ebenfalls am Mittwoch gemäss Redetext an der Generalversammlung.

Die Integration sei «ein Marathon, kein Sprint», betonte der UBS-Chef. Dabei werde das Jahr 2024 für die Grossbank ein entscheidendes Jahr. Zu den wichtigsten Prioritäten für das erste Halbjahr 2024 gehöre die Fusion der beiden Stammhäuser und die Überführung des US-Geschäfts in eine einzige Zwischenholdinggesellschaft. «Der Zusammenschluss unserer Schweizer Banken sollte noch vor Ende des dritten Quartals erfolgen», sagte Ermotti.

Implizite Staatsgarantie sei «faktisch unzutreffend»

Erst nach der Fusion dieser Gesellschaften könnten die notwendigen Effizienzgewinne bezüglich Kosten, Kapital und Finanzierung realisiert werden, so der UBS-Chef. Ab der zweiten Hälfte 2024 können die UBS die alten Plattformen der Credit Suisse dann schrittweise ausser Betrieb nehmen. «Dieser Prozess wird bis 2025 andauern, bevor wir uns 2026 dem Zielzustand nähern.»

Sergio Ermotti, Chief Executive Officer der Schweizer Bank UBS, waehrend der Generalversammlung der UBS Group AG in Basel, am Mittwoch, 24. April 2024. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) .

Sieht «viele Fortschritte» bei der Integration der CH: UBS-Chef Sergio Ermotti an der Generalversammlung in Basel.

Quelle: Keystone

Als «faktisch unzutreffend» kritisierte der UBS-CEO in seiner Rede das Argument, die UBS verfüge über eine implizite Staatsgarantie. Er verwies dabei auf das verlustabsorbierende Kapital der UBS von insgesamt rund 200 Milliarden Dollar. «Die Risiken von UBS werden von den Aktionärinnen und Aktionären getragen, und von den Inhabern der AT1-Instrumente und verlustabsorbierenden TLAC-Anleihen - nicht vom Steuerzahler.»

Für die UBS bedeute das auch, dass die Finanzierungskosten strukturell deutlich höher seien als bei Banken mit einer Staatsgarantie, betonte er. Auch seien die Ratings, die die UBS von Ratingagenturen erhalte, tiefer als diejenigen von Banken, die eine implizite oder explizite Staatsgarantie genössen.

(awp/reuters/dob)